Warum innere Anteile unsere Beziehungen prägen

Ein Artikel von unserem Kollegen Florian Rieger, Leiter von beratung1 - der Paar- und Familienberatung im Psychotherapeutischen Zentrum e.V.

Viele Konflikte scheinen im Außen zu entstehen: Der andere ist zu laut, zu langsam, zu fordernd.

Psychologische Modelle zur Arbeit mit inneren Anteilen zeigen jedoch seit Langem:

Was uns im Außen aufwühlt, hat oft eine Entsprechung in unserer Innenwelt.

In unterschiedlichen Therapieschulen – etwa der Transaktionsanalyse, der Schematherapie oder besonders im Internal Family Systems Model (IFS) nach Richard C. Schwartz – wird davon ausgegangen, dass Menschen aus verschiedenen inneren Anteilen bestehen. Diese Anteile übernehmen Schutz-, Steuerungs- oder Überlebensfunktionen und sind meist aus früheren Erfahrungen entstanden.

Einige Anteile gelten innerlich als akzeptiert, andere als problematisch oder „nicht erlaubt“: Schwäche, Bedürftigkeit, Wut oder Abhängigkeit. Genau diese verdrängten Anteile tauchen häufig in zwischenmenschlichen Konflikten wieder auf.

Wenn wir jemanden anschreien, schreit psychologisch betrachtet oft ein innerer Anteil einen anderen inneren Anteil nieder. Der kontrollierende Teil bekämpft den verletzlichen. Der funktionale Teil beschimpft den erschöpften. Der andere Mensch wird dabei zur Projektionsfläche für das, was im Inneren keinen Platz haben darf.

Diese Dynamik ist als Projektion und Abwehr bekannt, wird in modernen Anteilsmodellen jedoch alltagsnah und gut bearbeitbar beschrieben. Je stärker ein innerer Anteil abgewertet oder unterdrückt wird, desto lauter meldet er sich – häufig über Beziehungen.

Veränderung entsteht nicht durch mehr Selbstkontrolle, sondern durch innere Beziehungsgestaltung. Wenn innere Anteile wahrgenommen, verstanden und in Kontakt gebracht werden, beruhigen sich häufig auch äußere Konflikte.

Oder anders gesagt:
Wer aufhört, innerlich zu kämpfen, muss im Außen weniger streiten.

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